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Stephan Ruckstuhl

Weniger Atmen, mehr Leben

Aktualisiert: 18. Juni


Mann Atmet in der Natur


Der menschliche Körper kommt für viele Wochen ohne Essen und mindestens einige Tage ohne Wasser aus, aber nur wenige Minuten ohne Sauerstoff. Offensichtlich ist Sauerstoff ein sehr wichtiges Element für den menschlichen Organismus. Es gibt unzählige Ernährungsformen und kaum einen Mangel an Kursen, die sich mit dem Thema der Ernährung auseinandersetzen. Nur, hast du schon mal etwas vor der richtigen Sauerstoffernährung oder gar Sauerstoff fasten gehört?

Je mehr Sauerstoff, desto besser...oder, nicht?


Wieso sollte man überhaupt darüber nachdenken? Sauerstoff ist doch gut und wichtig, wie wir gerade gelernt haben. Gilt da nicht das Prinzip je mehr, desto besser?

Das ist leider ein Glaubenssatz, der heute weit verbreitet ist. Ratschläge bezüglich tiefer Atmung sind zwar gut gemeint, aber verpassen häufig das Ziel. Wie Paracelsus schon sagte: „Alle Dinge sind Gift und nichts ist ohne Gift. Nur die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist.“ Oder besser bekannt als: „Die Dosis macht das Gift.“ Selbstverständlich trifft das auch auf Sauerstoff zu. Man könnte sogar sagen, dass es bei Sauerstoff sogar sehr zutrifft.

Das Sauerstoffparadoxon


Ich lade dich hier direkt zu einem Selbstversuch ein*. Setze dich dazu auf eine Couch oder einen Platz am Boden, wo du dich nicht verletzen kannst. Nimm einige entspannte Atemzüge. Atme tief ein, dann vollständig aus und halte nun deine Luft an. Halte deine Luft so lange du kannst. Du wirst feststellen, dass du vermutlich nach weniger als einer Minute bereits einen starken Drang zum Atmen verspürt hast. Vermutlich war dieser Drang so stark, dass du eingeatmet hast.


Du hast jetzt also am eigenen Leib gespürt, wie wichtig die Atmung und der Sauerstoff für deinen Organismus sind. Zwar wird der Atemreflex nicht durch fehlenden Sauerstoff, sondern durch das Erreichen deiner CO₂-Toleranz ausgelöst, du würdest aber trotzdem feststellen, dass du nach spätestens einigen Minuten das Bewusstsein verlieren würdest.


Sauerstoff ist wichtig, führt aber im falschen CO₂ Verhältnis zu Problemen. Hier kommt das Sauerstoffparadoxon ins Spiel. Kurz gesagt geht es um den Widerspruch, dass Sauerstoff zwar essenziell für unser Überleben ist, aber auch das Potenzial hat unsere Zellen zu beschädigen.


Du kannst dir das vielleicht vorstellen wie bei einem Auto, welches glänzend aus der Werkstatt kommt, aber nach wenigen Jahren oder einem Jahrzehnt in Kontakt mit Sauerstoff schon beträchtliche Veränderungen an der Karosserie aufweist. Bei Eisen nennt sich dieser Oxidationsprozess „rosten“. Im Körper nennt man es einfach oxidativen Stress. Klug wie unser Körper ist, hat er natürlich ein Gegenmittel, das antioxidative System. Dieses wird durch chronische Überatmung allerdings an seine Grenzen gebracht. Das heisst, es kann nicht allen oxidativen Stress ausgleichen, welcher durch Überatmung generiert wird.


Wenn es um die Atmung und den Sauerstoff geht, kann man also sagen: weniger ist mehr.

Warum eine Überatmung problematisch sein kann


Wenn ich von Überatmung spreche, dann meine ich damit mehr zu atmen, als es für die Erhaltung der körperlichen Vitalfunktion notwendig ist. Das kann sowohl zu tiefes Atmen, als auch zu schnelles Atmen sein. Vereinfacht gesagt, ist die Luftmenge pro Minute höher, als sie sein muss.


Es gibt eine Vielzahl von Gründen, wieso die meisten Menschen heute chronisch überatmen. Einige davon sind z.B. chronischer Stress, stundenlanges Sitzen, ungesundes Essen und ein genereller Mangel an Bewegung. Kommt es zum Beispiel temporär durch Stress zu einer Überatmung, ist das noch kein Problem. Das Problem entsteht erst dann, wenn dieser Zustand chronisch wird. Wenn du also für mehrere Tage mehr atmest, als du solltest. Denn dann nimmst du nicht nur zu viel Sauerstoff auf, sondern du stösst auch zu viel CO₂ aus. (In diesem Blog-Artikel kannst du mehr über das Verhältnis von Sauerstoff und CO₂ und die wichtige Rolle von CO₂ im Atemprozess lernen.) Nach einer Weile adaptiert dein Körper und gewöhnt sich an den niedrigeren CO₂-Spiegel. Das setzt deine CO₂-Toleranz herunter, was zur Folge hat, dass dein Atemreflex früher einsetzt. Das wiederum führt zu weiterem Überatmen.


So findest du heraus, ob du mehr atmest, als eigentlich notwendig

Patrick McKeown formuliert in seinem Buch „The oxygen Advantage“ aus meiner Sicht hilfreiche Fragen, um herauszufinden, ob man sich in einem Zustand der Überatmung befindet:

  • Atmest du während alltäglicher Aktivitäten manchmal durch deinen Mund?

  • Atmest du während deines Schlafes durch den Mund (oftmals erkennbar an einer trockenen Kehle kurz nach dem Aufwachen) ?

  • Schnarchst du oder hältst du deine Luft an während des Schlafes?

  • Kannst du deine Atembewegung sehen, während du ruhst? Um das zu testen, achte jetzt auf deine Atmung. Kannst du ein Heben und Senken sehen in deinem Bauch oder deiner Brust? Je mehr Bewegung du sehen kannst, desto mehr schwerer deine Atmung.

  • Seufzest du während des Tages regelmässig? (Ab und an zu Seufzen ist kein Problem, regelmässiges Seufzen allerdings reicht schon aus, um die Überatmung weiterzuführen)

  • Hörst du deine Atmung, wenn du ruhst?


Wenn du einige oder alle Fragen oben mit „Ja“ beantwortet hast, liegt der Verdacht nahe, dass du dich in einem Zustand der Überatmung befindest.


Die einfachste Lösung, dich von der Überatmung zu befreien ist es, deine CO₂-Toleranz wieder zu erhöhen. Dazu gibt es eine Vielzahl von Übungen. Generell kann man aber sagen, jede Übung, die dich in einen Zustand des Atemhungers bringt, welchen du für eine Weile halten kannst, verbessert deine CO₂-Toleranz.


Diese Übung hilft dir, deine CO₂-Toleranz zu trainieren:

Setze dich hin und atme für einige Minuten für 4 Sekunden ein und 4 Sekunden aus. Dann nimm einen tiefen Atemzug, halte deine Nase zu (um sicherzustellen, dass du nicht unbemerkt atmest) und fang an zu laufen, während du deine Luft anhältst. Achte darauf, dass dein Körper trotz der Bewegung entspannt ist, du darfst ganz gemütlich laufen. Nun laufe so lange, bis du moderaten Atemhunger empfindest. Dann atme einmal aus und tief ein und halte die Luft noch einmal an, ohne weiterzulaufen. Das hilft dir noch mehr aus der Übung zu machen. Du kannst diese Übung auch einige Male wiederholen.

Du möchtest deine CO₂-Toleranz verbessern, mehr über deine Atmung erfahren und trainieren diese effektiver zu nutzen?

Genau dafür biete ich Atemtrainings an. Hier kannst du mehr dazu erfahren:










*Warnung: Diese Übung solltest du nur praktizieren, wenn du gesund bist und dich wohlfühlst. Diese Übung ist nicht für dich geeignet, solltest du schwanger sein.



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